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Vorsitz von1940 bis 1947:
Prof. Dr. Otto Scheel

(1876–1954)

Otto Scheel wurde am 7. März 1876 in Tondern als Sohn eines Pastors geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Hadersleben nahm er 1895 das Studium der Theologie in Halle auf, zwei Jahre später wechselte er an die Universität in Kiel. Im Oktober 1900 erwarb Scheel mit einer systematisch-theologischen Arbeit über Augustins Christologie den akademischen Grad eines lic. theol. Betreut wurde seine Dissertation von Hans von Schubert. Am 2. November desselben Jahres habilitierte sich Scheel für das Fach Systematische Theologie. 1906 wurde er als Nachfolger Karl Holls zum ao. Professor für Kirchengeschichte an die Universität Tübingen berufen. Große wissenschaftliche Anerkennung fand Scheels zweibändiges Werk über den jungen Luther, das er 1916 und 1917 veröffentlichte. Damit ist er zu einem Wegbereiter der sogenannten Luther-Renaissance geworden. Theologische Ehrendoktorwürden wurden ihm 1910 in Berlin, 1921 in Oslo und 1932 in Amsterdam verliehen; in Tübingen erhielt er 1917 die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät.

Im April 1924 erhielt Scheel den Ruf auf den neu eingerichteten Lehrstuhl für Schleswig-Holsteinische Landesgeschichte, Reformationsgeschichte und Nordische Geschichte. Diese Professur verdankte er weniger seinen bisherigen kirchengeschichtlichen Arbeiten als vielmehr seinem Engagement im Abstimmungskampf um Nordschleswig im Frühjahr 1920. Scheel engagierte sich in den folgenden Jahren als Wissenschaftsorganisator in Verbänden und Vereinen: Er war u. a. 1931 Vorsitzender des Vereins für Reformationsgeschichte als Nachfolger Hans von Schuberts, des deutschen Hochschulverbands und des Schleswig-Holsteiner Bundes.

Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung arrangierte sich Scheel sehr rasch mit den neuen Verhältnissen; im Mai 1933 wurde er Mitglied der NSDAP. In den folgenden Jahren erwies er sich nicht nur in öffentlichen Reden mit dezidiert völkischer Rhetorik als ein regimefreundlicher Historiker, sondern auch in seinen zunehmend populärwissenschaftlichen Schriften unterstützte er die Ideologie und Politik des nationalsozialistischen Staates. 1939 übernahm er die wissenschaftliche Leitung des neu gegründeten Kieler Instituts für Volks- und Landesforschung. Von Mai 1941 bis Juni 1943 leitete er das Deutsche Wissenschaftliche Institut in Kopenhagen, das der Pflege der deutsch-dänischen Beziehungen dienen sowie das unter nationalsozialistischer Vormacht angestrebte „Neue Europa“ ideologisch vorbereiten sollte. In den Jahren 1940 bis 1947 hat Scheel als Vorsitzender des Vereins – nicht zuletzt bedingt durch den Krieg – der Kirchengeschichte Schleswig-Holsteins kaum neue Impulse gegeben. 1945 ließ er sich emeritieren. Am 13. November 1954 ist Otto Scheel in Kiel gestorben.

(Manfred Jakubowski-Tiessen)

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